Geographie

„Kinderhilfe in Afghanistan“ arbeitet weiter

Vortrag von Dr. Erös für die Geographiekurse der Q 12

Warum sollte uns Afghanistan interessieren? - Ein gebirgiges Land, das mehrere Tausend Kilometer entfernt von Deutschland liegt und nur durch schreckliche Nachrichten über die Benachteiligung von Frauen in der Presse Beachtung findet. Die Gründe sind in der Geschichte und Gegenwart zu suchen.  Die Invasion der Sowjetunion mit den grausamen Folgen für die Zivilbevölkerung habe Dr. Erös und seine Frau bewogen, ihre Arbeit in Deutschland aufzugeben und mit der Familie nach Pakistan zu gehen. Als damaliger Sanitätsarzt der Bundeswehr konnte er dort vielen Verwundeten helfen, seine Frau, eine Lehrerin, gründete eine Schule. Im Laufe der Zeit baute er sich Beziehungen zu den verschiedenen afghanischen Stämmen auf, gründete die Organisation „Kinderhilfe Afghanistan“ und sammelte Spendengelder, mit denen er im Laufe der letzten Jahrzehnte weitere Schulen gründete, Verletzte und Kranke behandelte und auf andere Weise die Lebenssituation der dortigen Menschen verbesserte.

Und wie ist die Situation der Menschen heute? Der Blick der westlichen Welt auf die gegenwärtigen Lebensbedingungen und die Taliban-Regierung in Afghanistan sei dominiert von der einseitigen Berichterstattung über die Benachteiligung von Frauen. Vernachlässigt werde hingegen, dass derzeit fast die Hälfte der Neugeborenen kurz nach der Geburt an Hunger und Krankheiten sterbe. Dr. Erös vermisst eine differenzierte Berichterstattung auch über die Taliban, die es geschafft hätten, dass es kaum Korruption und Kriminalität gebe – beide Übel blühten während der Zeit, in der die NATO vor Ort war. Trotzdem verurteilt er deren Haltung gegenüber den Frauen scharf.

Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Afghanistan sollte uns deshalb interessieren, weil durch fragwürdige politische Entscheidungen deutsche Soldaten dort ihren Dienst getan haben und auch dort gestorben sind, weil viele Flüchtlinge aus diesem Land nach Europa strömen. Und nicht zuletzt, weil dieses Land ein Beispiel dafür ist, wie ein in den 1960er Jahren für dortige Verhältnisse modernes Land mit vielen Freiheiten durch die egoistischen Interessen von Großmächten und Islamischem Fundamentalismus zu einem armen Land geworden ist. Die gebannt zuhörenden Schülerinnen und Schüler der zwölften Klasse des Anton-Bruckner-Gymnasiums fordert er immer wieder auf, sich zu informieren und politisch zu betätigen. Nur wenn sich gebildete Menschen aktiv am gesellschaftlichen Leben beteiligten, könnten politische Fehlentscheidungen vermieden werden.