In einer Welt, in der der Hass zwischen verfeindeten Völkern und Gruppen eher zu- als abnimmt, ist es schön, sich an eine Utopie zu erinnern: In den Jesuiten-„Reduktionen“ wurden im 17. und 18. Jahrhundert Schutzräume für Indigene in Südamerika geschaffen, in denen christlich Getaufte sich unter anderem musikalisch bilden und betätigen konnten. Menschen verschiedener Herkunft lebten und wirkten friedlich zusammen und schufen kulturelle Schätze zum Lobe Gottes.
Auch heute werden junge Menschen in Südamerika im Projekt „Jesuiten weltweit“ so gefördert, dass bei entsprechender Begabung oft berufliche Laufbahnen daraus entstehen. Unter dem Motto „Sonidos de la Tierra sin Mal“ („Klänge einer Welt ohne Übel“) gab ein Ensemble aus Paraguay im Anton-Bruckner-Gymnasium ein furioses Konzert zum Auftakt einer Deutschland-Tournee, bei der Spenden für soziale Zwecke eingesammelt werden. Musikstudenten, Musikpädagogen und Berufsmusiker harmonierten unter der Leitung von Luis und Ian Szarán in beeindruckender Weise. Im ersten Teil des Konzerts erklangen vor allem geistliche Kompositionen des jesuitischen Barock, die in Südamerika für die „reductiones“ entstanden sind, etwa vom Schweizer Martin Schmid SJ („Magnificat“) oder Domenico Zipoli SJ („Confitebor“). Solisten, Chor und Orchester interpretierten diese Kostbarkeiten höchst lebendig, virtuos und auf dem aktuellsten Stand der historischen Aufführungspraxis. Auch rein instrumentale Werke wie eine „Sonata da chiesa“ wurden mit großer Ausdruckskraft und Liebe zum Detail gestaltet.
Folkloristisch ging es im zweiten Teil zu: Bei solistischen Einlagen wurde auf dem Bandoneon oder der paraguayischen Harfe faszinierend gezaubert; vom Tango „La cumparsita“ über das Karnevals-Stück „Humahuagueño“ bis zu Liedern aus Paraguay „taute“ das Publikum immer mehr auf, erhob sich von den Stühlen und klatschte mit.
Eröffnet wurde dieses besondere Konzert vom erfreulicherweise mit vielen Nachwuchskräften verstärkten Schulorchester des Anton-Bruckner-Gymnasiums (beeindruckende Filmmusik mit „Schindlers Liste“ und „Inception“); neben dessen Leiter Dr. Stoffels unterstützten auch Stefan Frank und Franz Schnieringer vom ABG (Stimmen des benötigten Cembalos) diesen begeisternden Auftritt der südamerikanischen Gäste organisatorisch. Dem „Sonidos“-Orchester sei viel Erfolg bei der folgenden Deutschland-Tournee gewünscht – „muchas gracias“!
