Musik

ABG-Orchester in einer “Sternstunde der Moderne“

„Es genügt mir, wenn ein einzelner Ton schön gespielt wird“, sagte der estnische Komponist Arvo Pärt einmal. Seine sehr meditative, auf dem intensiven Hören und Erleben harmonischer Klänge basierende Musik stand im Zentrum eines Workshops für Neue Musik am Anton-Bruckner-Gymnasium Straubing. Drei Tage vermittelte der freie Dirigent und Spezialist für Neue Musik Peter Tilling den jungen Orchestermusikern am ABG spannende Einblicke in die Welt der Musik des 20. Jahrhunderts. Veranstaltet wurde der an die die Meisterkurse mit Maximilian Hornung, Ingolf Turban und Gerold Huber anknüpfende Workshop vom „Bluval“-Festival Straubing in Zusammenarbeit mit Dr. Stoffels vom ABG.

„Spiegel im Spiegel“, komponiert 1978 von Arvo Pärt, erinnerte mit seinem wunderbar getragenen instrumentalen „cantus firmus“ (Arr.: Dr. Stoffels) beim Abschlusskonzert am Freitag an Sten Nadolnys Buch „Die Entdeckung der Langsamkeit“; es versetzte das Publikum in beglücktes Staunen. Düster und ausdrucksschwer in die Tiefe absteigend wiederum wirkte Pärts „Cantus in memoriam Benjamin Britten“, entstanden nach dem Tod dieses englischen Komponistenkollegen. Das Stück ist gleichzeitig ein Kanon mit unterschiedlichen Notenwerten (je tiefer, desto langsamer).

Äußerst konzentriert und sich auf das Ungewohnte einlassend präsentierte sich das ABG-Orchester unter Tilling auch beim Minimal-Music-Paradewerk „In C“ (1964) des Amerikaners Terry Riley. Aus der freien Kombination kurzer Patterns, die alle der Tonart C-Dur entstammen, entstand eine pulsierende musikalische Schöpfung, die gleichzeitig eine „Momentaufnahme“ war. Im experimentellen Stück „Variation VIII“ von John Cage (1912 – 1992) erhoben sich die jungen Musiker von den Plätzen, erkundeten die Aula und übertrugen „gefundene“ Klopf- und Kratzgeräusche auf ihre Instrumente.

Eindrucksvolle Solobeiträge bildeten den anderen Schwerpunkt des Konzerts: Agnes Frank brillierte mit dem Violinstück „Introduktion und Allegro im Stile von Pugnani“ des Geigers Fritz Kreisler (1875 – 1962), in dem dessen Verehrung älterer Meister spürbar ist. Paul Hindemiths ausdrucksstarke „Meditation“ (1938) erwachte im so kraftvoll wie sensibel zelebrierten Bratschen-Sound Susanna Gilfrichs zum Leben. Und Peter Distler zeigte mit der expressionistischen „Suite op. 14“ von Béla Bartók (1916) sowohl dessen folkloristisch inspirierte Modernität als auch seine eigene beeindruckende pianistische Reife.

In diesem Workshop und dem Abschlusskonzert (dem bald weitere 'Sternstunden' am ABG folgen), zeigt sich sowohl die Vielfalt des Angebots im „Bluval“-Programm als auch die positive Wirkkraft solcher Projekte auf  Schüler und Publikum – Inspiration, neue Erfahrungen, Einladung zum gedanklichen „Öffnen“ auf Ungewohntes hin.